Val Grande und Ossola

Das Wetter mag ja verrückt spielen, aber auf eines konnte man sich in den letzten Jahren, ja Jahrzehnten immer verlassen: den Herbst. Nun ist also auch das vorbei. Ein Tief jagt das nächste, und ganz dicke kommt es wohl ab Sonntag. Erstmals in diesem Jahr musste ich eine Tour komplett absagen. Aber bei mehrere Tage währendem Starkregen ist das Val Grande schlicht und ergreifend unpassierbar.

Dem „Indian Summer“ ist dieser ständige Regen und Wind auch nicht gerade zuträglich. Noch im letzten Jahr gab es flammenden Buchenwald über Wochen, in diesem Jahr ist damit nicht unbedingt zu rechnen. Die Blätter werden von den Bäumen geschüttelt, noch ehe sie sich richtig färben können. Schade schade.

Hier noch zwei Bilder von stummen Zeugen, die das schwere Unwetter vom 26. September hinterlassen hat… (Gipfelkreuz La Cima di Malesco, im Buchenwald auf der Costa Mottac)

Kaum zu glauben, aber wahr: die seit fast vier Jahren stark beschädigte Hängebrücke bei In la Piana wurde instand gesetzt!! Vorgestern habe ich mir selbst ein Bild vor Ort machen können, sie sieht nun wirklich ziemlich stabil aus…

Und hier ist auch schon ein aktuelles Foto:

In memoriam die verfallene Brücke, hier ein Bild vom 29. September, also von einer der letzten Überquerungen in halb verfallenem Zustand:

Am 26. September fegte ein schweres Unwetter mit heftigem Sturm und Starkregen über den Park. Die Spuren sind überall zu sehen: umgestürzte Bäume, teilweise (leicht) beschädigte Hütten, riesige Mengen Treibholz entlang der Flüsse. Die Hauptwege sind aber allesamt ganz gut passierbar, meine Säge hat sich bereits durch das eine odere andere Geäst gefressen.

Auf den Bildern: improvisierte Bachüberquerung im Val Basso, das überschwemmte Bivacco Bondolo, beschädigtes Dach von Vald, Treibgutmengen im Val Gabbio.

Pünktlich zur Trockenzeit kommt das große Tief… ein verrücktes Jahr! Die Quellen waren nach der langen regenlosen Periode am absoluten Limit, aber nach den kommenden Tagen sollte sich diese Problematik erst einmal erledigt haben.

Auf Mottac habe ich übrigens den Hinweis entdeckt, dass es bereits seit Tagen kein Wasser mehr geben soll. Dies war so nicht richtig, die Quelle lief nach wie vor. Sie fällt auch nur äußert selten trocken. In diesem Fall kam nur aus dem Wasserhahn am Reservoir kein kühles Nass mehr (was recht häufig vorkommt), doch aus dem Rohr (leider ist der Hebel abgebrochen, daher ist es etwas schwierig zu öffnen) konnte man nach wie vor ausreichend zapfen. Sollte irgendwann selbst das nicht mehr möglich sein, kann man immer noch den Schieber am Zulauf öffnen und aus der oberen Kammer schöpfen. Ich habe es in all den Jahren noch nie erlebt, dass selbst diese ausgetrocknet gewesen ist.

Das Rifugio Fantoli auf der Alpe Ompio bereitet sich auf einen großen Umbau vor. Voraussichtlich ab 15. Oktober werden seine Türen geschlossen, die Wiedereröffnung ist für nächstes Ostern geplant. Dann wird alles neu und modern sein – abgesehen vom gemütlichen Speisesaal mit dem heimeligen offenen Kamin, der soll so bleiben.

Achtung, die Trockenperiode fordert bereits ein „Opfer“: der Brunnen von Fulka ist vollständig versiegt. Wer dort übernachten möchte, sollte sich unbedingt vorher mit einem entsprechenden Wasservorrat eindecken: die letzten Quellen gibt es bei den obersten Häusern von Vanzone bzw. bei Alpone. Viel Spaß beim Schleppen…

Eigentlich nur noch beiläufig erwähne ich, dass ich, obwohl ich vor drei Wochen komplett geputzt habe, mal wieder den obligatorischen Müllsack vorgefunden und mitgenommen habe. Und die leere Weinflasche erwähne ich überhaupt nicht mehr. Seufz.

Jetzt beginnt sie wieder, die schönste Zeit des Jahres! Das Azorenhoch hat sich, wie üblich, schön stabil über den Süden gelegt und verspricht trockene und angenehm temperierte Wandertage.

Man darf allerdings gespannt sein, wie sich die Wassersituation weiter entwickelt. Zahlreiche Quellen sind bereits kurz vor dem Austrocknen, und das schon am Anfang der traditionellen Trockenzeit, die meist bis Ende Oktober, teilweise auch noch in den November hinein geht. Höher gelegene Hütten wie Colma und Mottac dürften über kurz oder lang Probleme bekommen. Definitiv auf dem Trockenen liegen bereits Ragozzale und Lidesh, relativ schwierig wird es wohl auch in Fulka, Curgei, Cortechiuso und Bocchetta di Campo werden.

Interessant auch die Entwicklung der diesjährigen Herbstfärbung. Meist setzt diese frühestens Mitte Oktober ein, ein Maximum wird oft erst Ende Oktober / Anfang November erreicht. Doch heuer ist alles wesentlich früher dran (Herbstzeitlosen im August!), also gibt es auch hier vielleicht die eine oder andere Überraschung.

Völlig verrückt, doch wahr: am 1. September hat es bis auf 1900m heruntergeschneit. Ich „durfte“ das live und frierend auf Cortechiuso erleben… Aber natürlich ist schon wieder alles weg, das nächste warme Hoch steht schon in den Startlöchern. Buona Val Grande a tutti!

An diesem Wochenende, 1.-2. September, findet in Pian di Boit das alljährliche Fest statt. Die Hütte wird daher völlig überfüllt sein – Wanderer, die nicht vorhaben, am Fest teilzunehmen, sollten sie lieber meiden.

Im Grunde gilt dies für so ziemlich jedes Wochenende. In Pian di Boit ist immer irgend etwas los, sei es eine Feier, ein Pfadfinderlager, ein vom Park organisiertes Camp… Unter der Woche kann man aber auch in der Hochsaison Glück haben, so wie ich vor zwei Wochen.

Nachdem ich jetzt einmal selbst in den Genuss des Schienenersatzverkehrs zwischen Iselle und Domo gekommen bin, kann ich sagen: klappt alles reibungslos. Also sollte noch jemand bis zum 2. September (dann soll die Strecke wieder geöffnet werden) via Simplon ins Val Grande wollen: keine Angst, ist alles top organisiert und man ist maximal 15 bis 20 Minuten später als sonst in Domodossola.

Nur (und für diese Hinweise ist es ja jetzt leider fast schon zu spät…): die homepage der SBB ist nicht vernünftig eingestellt. Ruft man sich eine Verbindung Brig – Domodossola auf und möchte dafür ein online-Ticket erwerben, kostet der Spaß auf einmal 11,70 CHF statt wie üblich 7,60 CHF (Halbtax). Das System berechnet den (Ersatz-)Bus extra, da es ihn nicht als solchen erkennt. Wenn man hingegen einfach ein Ticket ohne bestimmte Verbindung kaufen möchte, klappt es wieder.

Meiner Meinung nach grenzt das an Abzocke, denn wer die Fahrpreise nicht kennt, zahlt die 11,70… Hoffentlich sind wenigstens die Systeme an den Schaltern richtig eingestellt. Falls nicht: bloß nicht zuviel bezahlen!

So, die kabellose Internetzeit hat jetzt auch in Cicogna Einzug gehalten. Ab sofort gibt es dort WLAN (beim Circolo). Wers braucht…

Der praktisch schneefreie Winter in Verbindung mit der nun schon seit Wochen herrschenden Trockenheit fordern ihren Tribut: viele Quellen in höheren Lagen sind kurz vor dem Versiegen. Auch sonst sehr zuverlässige Wasserstellen (Curgei) tröpfeln nur noch, und da der Wetterbericht bis auf ein paar vereinzelte Gewitter keinen Niederschlag verspricht, wird sich die Situation in den nächsten Tagen wohl noch deutlich verschlechtern. Aktuelle Beispiele: das genannte Curgei, der fast schon versiegte Brunnen von Fulka, der bereits versiegte Brunnen von Brusà, Wasserrationierung in Cicogna. Die Schattenseite des fantastischen Sommers.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich irgendwann mal soviele Himbeeren esse, dass ich sie nicht mehr sehen kann… Zum Glück hält dieser Zustand der Sättigung immer nur für kurze Zeit an.

Derzeit durchstreift man im Val Grande riesige Himbeerfelder mit allerreifsten Früchten an den Sträuchern. Dieses Jahr scheint es etwas weniger Heidelbeeren als sonst zu geben, bei den Himbeeren verhält es sich wohl gerade umgekehrt. Buon appetito!

Nachdem es einfach wenig Sinn macht, alles doppelt einzustellen, hier eine kleine Neuerung meiner Bildergalerien. Unter dem bisherigen LINK gibt es ab sofort nur noch Bilder meiner Wildnis-Touren auf eigene Faust zu sehen – alle Bilder von Führungen findet ihr auf meiner facebook-Seite. Diese ist HIER auch für Nicht-facebook-Mitglieder zu erreichen. Viel Spaß!

Als ich mich letzte Woche in der Umgebung von Scaredi aufhielt, wurde mir schon Angst und Bange: überall Wanderergruppen, die Hütten von Scaredi und Bocchetta di Campo regelmäßig überfüllt… doch, wie in den letzten Jahren auch, ist der Kessel des oberen Val Grande weiterhin angenehm ruhig, die meisten Wanderer bleiben in den Randgebieten. Erfahrung der letzten Woche: In la Piana zwei Wanderer (damit hatte jeder eine Hütte für sich…), Mottac verwaist, Bondolo nur zwei weitere Gäste; dies deckt sich mit Berichten über relativ leere Häuser in Vald und Colma. Also weiterhin alles bestens in der größten Wildnis der Alpen!

update 13.08.: menschenleeres Val Grande… auch die Hüttenbücher geben Aufschluss: der große Boom von 2009 ist deutlich abgeflaut. Also weiterhin viel Spaß in der Einsamkeit!