Val Grande und Ossola

Die alte Steintreppe zwischen Colla und Curtet hat diesen Winter leider nicht überlebt und ist größtenteils abgerutscht. Allerdings wurden bereits Ketten angebracht, so dass man die Stelle wieder problemlos passieren kann.
(Foto: Massimiliano Delzoppo, Crevola)

In Nibbio wurde kürzlich ein sehr schönes, altes Bauernhaus renoviert und zum Bed & Breakfast umgestaltet. Die Lage bietet sich nicht nur für Abenteurer an, die auf alten Wege in den Corni di Nibbio herum kraxeln, sondern auch für alle, die eine ruhige aber dennoch zentrale Unterkunft suchen. Ich habe mir selbst ein Bild vor Ort gemacht und muss sagen: wirklich toll!

Endlich konnte ich heute von Colma einen Blick ins Alta Val Grande werfen. Über diesen Pass kann man derzeit bereits hinein gelangen, zumindest, wenn man Erfahrung mit verschneitem Gelände hat. Der Weg hinauf ist frei (abgesehen von der gigantischen Lawine gleich hinter La Motta), im Abstieg nach Serena muss man noch Stapfen. Es erscheint aber möglich.
Von einer Durchschreitung rate ich noch ab, da das kühle Vigezzo-Klima für deutlich mehr Schnee auf der Nordseite des Nationalparks gesorgt hat, als im Kessel selbst. Die Zugänge zu Scaredi und Vald sind nach wie vor dick verschneit.

Heute habe ich einen Abstecher zur Hütte auf der Colma di Premosello unternommen. Das Haus hat den heftigen Winter ganz gut überstanden. Leider sind zwei Fenster lose, es zieht ordentlich… Die Nationalparksverwaltung ist informiert.
Der Brennholzvorrat dürfte nicht mehr lange reichen, aber man kann trockenes Erlenholz in der Umgebung sammeln. Leider funktioniert der Brunnen nicht, sicher ist die Leitung durch die Lawinen beschädigt worden. Sie befindet sich noch unter meterhohem Schnee, an ein Reparieren ist derzeit nicht zu denken. Aber solange es Schnee hat, gibt es ja auch Wasser…

Laut einer Info des Besitzers von Caseracce am Faiè, Luciano, ist der Weg auf die Cima Corte Lorenzo unpassierbar. Ein Stück vom Weg sei abgerutscht und habe auch Ketten mitgerissen, man könne derzeit nicht gefahrlos zum Gipfel gelangen, zumindest nicht ohne Seil. Ich habe die Parkverwaltung informiert.

Hier die Originalnachricht auf Italienisch:
„Un pezzo di sentiero per Cima Corte Lorenzo (poco prima della Pasquetta) durante l’inverno è franato. Si sono anche rotte le catene che c’erano in quel punto. Per proseguire si deve salire in cresta ma poi c’è un passaggio pericoloso per scendere e ritornare sul sentiero. Io ieri sono passato ma è assolutamente sconsigliabile passare senza una corda. Serve una corda di circa 10 metri.„

update 15.05.: der CAI Pallanza kümmert sich bereits um die Sache, in den nächsten Tagen soll eine neue Kette angebracht werden

Im Südteil des Parks hat sich der Schnee schon ganz gut zurückgezogen, allerdings bleiben weiterhin einige Passagen unpassierbar. Auf den Fotos unten sieht man links Bocchetta di Campo, welches noch einige Zeit unerreichbar sein wird, und rechts den Pizzo Marona mit der Rinne, durch die der Weg von Pian di Boit via Aura führt. Hier wird ebenfalls vor Juli nur wenig möglich sein…

Nächste Woche werde ich versuchen, einen Blick in den oberen Teil zu werfen, da ich doch langsam aber sicher auch dort unterwegs sein möchte… Infos folgen.

Pian di Boit zählt ja nicht zuletzt deshalb zu einer der beliebteren und stärker frequentierten Hütten, da man sie auf recht einfachen Wegen erreichen kann. Derzeit sieht die Situation ein wenig anders aus. Man ist zwischen Casale dei Galli und der Furt eine halbe Stunde später auf den Alternativweg angewiesen, der jedoch teilweise recht ausgesetzt ist und momentan auch stark verbuscht (wuchernde Haselnüsse und Ginster). Der Hauptweg ist nicht benutzbar, da aufgrund der starken Schneeschmelze der Rio Pianezzoli nicht überquert werden kann. Zwar hat kürzlich jemand bei der Furt ein Seil gespannt, die Strömung ist jedoch so stark und das Wasser so tief, dass man die Stelle nicht ohne größere Probleme überwinden kann, auch wenn das auf dem Foto nicht deutlich erkennbar ist.
Daher unbedingt auf die Verzweigung kurz vor der Brücke bei Casale dei Galli achten und links halten!

Nicht wundern… Oder vielleicht doch ein bisschen. Vor einer Woche haben einige Freunde der Gruppo Escursionisti Valgrande, die sich grundsätzlich um Buè kümmern und dort auch einige Häuser besitzen, einen drei Meter hohen Holzstuhl konstruiert.
Erst war ich einigermaßen skeptisch, aber nachdem ich nun selbst auf diesen Aussichtsturm geklettert bin, muss ich sagen: eigentlich ganz witzig. Angeblich lässt sich von dort oben – wie eben von einem richtigen Hochsitz – in der Dämmerung das Wild ganz gut beobachten…

Da mich täglich mehrere emails mit Anfragen zur Schneesituation erreichen, hier nochmals ein kleiner Überblick und eine Einschätzung zur Lage in den kommenden Wochen. Jetzt kommen die Feiertage, und das Val Grande wird traditionell wieder stärker frequentiert, aber:

Sämtliche Zugänge zum Kessel des Oberen Val Grande (Scaredi, Vald, Basagrana, Ragozzale, Colma) sind derzeit noch tief verschneit (zwei bis drei Meter). Selbst die Zufahrtsstraße nach Fondo li Gabbi liegt noch unter Schnee. Ein Zugang via Schluchtweg ist ebenfalls nicht möglich, die Furten sind durch die Schneeschmelze unpassierbar.
Die Situation wird sich in den nächsten Wochen, einfach aufgrund der ungeheuren Schneemengen, nur langsam entspannen. Im Mai rate ich dringend von Unternehmungen ins Obere Val Grande ab.

Vermutlich auch noch im gesamten Monat Juni werden nur problematisch zu begehen sein: Bocchetta di Terza, Cortechiuso, Basagrana, Ragozzale und sämtliche steilen Nordseiten im Val Vigezzo.

Der Rekordwinter endet nur peu à peu… Nach der gröbsten Schneeschmelze werden wohl weitere Überraschungen auf uns warten: kaum ein Weg dürfte vom massiven Baumbruch verschont geblieben sein, man muss sich auf viel Klettern einstellen. Meine kleine Säge wird glühen…

Zustand der Hütten: man kann nur hoffen, dass die meisten Dächer noch in Ordnung sind. Eine Patrouille der Forestali hat es bis In la Piana geschafft, die Häuser dort und von Scaredi, Vald und Bondolo haben keinen Schaden gelitten. Alle anderen Hütten blieben bis dato noch unerreicht. Bei Curgei ist ein Stück vom Dach abgerutscht – man wird sehen, welche Häuser noch betroffen sind.

Im Unteren Val Grande sind derzeit noch unpassierbar: Pian Cavallone -> Soliva und Marona / Zeda, Pian di Boit -> Marona (sicher noch bis Juli), Strette del Casè (ebenfalls wohl bis Juli), Cima Sasso

Meine Führungen habe ich ins Untere Val Grande verlegt. Dort lässt es sich auch in die Wildnis abtauchen, also keine Sorge, der Nationalpark hat nicht „geschlossen“, man muss nur die richtige Route wählen…

Und hier noch ein aktuelles Bild des nach wie vor winterlichen Valle Loana, Fondo li Gabbi (Foto Patrik Covetta, Malesco):
Von Unternehmungen in den nächsten Wochen ins Alta Val Grande (Scaredi, Vald) wird dringend abgeraten.

Kaum zu glauben, aber wahr: selbst die Straße nach Fondo li Gabbi ist nach wie vor verschneit und unpassierbar. Hier ein aktuelles Foto (von Patrik Covetta, Malesco):

Bis Patqueso kommt man mit dem Auto durch, dann geht nichts mehr. Man kann weiterhin allen Wanderern nur davon abraten, in den kommenden Wochen über die Vigezzo-Seite ins Val Grande einzusteigen. Bis Mitte Juni wird dies kaum möglich bzw. mit erheblichen Behinderungen verbunden sein.
Auf den Pässen liegen nach wie vor zwischen zwei und drei Meter Schnee… bis der weg ist, kann es noch Wochen, ja Monate dauern.

Wer des Italienischen mächtig ist, kann hier ein kleines Interview mit mir lesen. Der blog der viaggatori ignoranti ist überhaupt einen Besuch wert, es gibt jede Menge nette Geschichten zu entdecken.

Nachdem Bernhard via wanderweb.ch bezüglich aktueller Infos auf meinen blog verweist, mache ich das natürlich gerne auch umgekehrt so und bedanke mich für die folgende Info:

„Der Prontobus (Rufbus) ins Val Loana und zurück wird auch im Sommer 2014 fahren, voraussichtlich ab ca. Mitte Juni. Man muss ihn am Vortag bis um 12 Uhr mittags telefonisch reservieren (+39 0324 93565). Es gibt (bei Nachfrage) zwei Kurse täglich: Der erste fährt um 9.28 Uhr ab Malesco (d.h. man hat Anschluss auf die 6.07 Zugverbindung ab Bern, bzw. den Zug um 8.25 ab Domodossola, der um 9.16 in Malesco ankommt. Der zweite Kurs fährt um 16.58 Uhr ab Malesco (Zugverbindung von Bern um 13.34). Die Abfahrtszeiten ab Val Loana sind um 9.38 und 17.18 (ab Patqueso 7 Minuten später). Der letztere Kurs hat einen perfekten Anschluss auf die Zugverbindung um 17.46 ab Malesco nach Domodossola (18.36) und weiter nach Bern (20.23) und Zürich (21.28) via Brig (umsteigen).“

Ich bin euch auch in diesem Jahr noch meine kleine Statistik schuldig. Kurz nach Beginn der Saison (über Ostern war schon ganz gut was los im Val Grande) hier also ein Rückblick auf 2013.

67 mal habe ich im letzten Jahr in offiziellen Hütten im und um das Val Grande übernachtet. Davon verbrachte ich 45 Übernachtungen (67% – exakt wie 2012!) ausschließlich mit meinen Gästen, es waren also keine anderen Besucher zugegen. 20 mal haben wir uns die Häuser mit anderen Wanderern geteilt, und ganze zwei mal war die Hütte komplett belegt oder gar überfüllt.

Abseits des offiziellen Wegenetzes habe ich, wie immer, absolut niemanden angetroffen – abgesehen vom legendären Ralf natürlich.

Damit bleibt die Frequentierung des Nationalparks auf einem stabil niedrigen Niveau. Und wie auch im Jahr zuvor kann man kaum eine Abweichung im Sommer feststellen: von 10 Nächten in In la Piana hatten wir 9 eine der Hütten für uns – und hier bin ich hauptsächlich zur Hochsaison!

Diese Statistik lässt sich aber dennoch nicht auf alle Hütten und auf alle Tage übertragen. Wer Scaredi und In la Piana nur am Wochenende besucht, wird wohl in 100% der Fälle volle Häuser antreffen. Ich meide, wenn möglich, die Kombination aus traditionell stark frequentierten Daten (Auffahrt, Pfingsten, Ferragosto, Oktoberwochenenden) und Orten (besonders Scaredi und Pian di Boit, aber auch Colma, Val Gabbio, In la Piana, Curgei).

Zusammenfassend lässt sich sagen: der Besucherstrom konzentriert sich weiterhin fast ausschließlich auf die Traversata Classica und Pian di Boit, alle anderen markierten Strecken sind sehr ruhig und abseits davon (und das macht 95% des Val Grande aus) herrscht die ultimative Einsamkeit. Was wohl hauptsächlich am anspruchsvollen Gelände liegen mag: außer der Traversata gibt es halt (glücklicherweise) keinen gut gepflegten Weg…

Wie ich heute von den laut Gianfry ersten Besuchern des Jahres in Vald erfahren habe, stellt sich die Situation im Oberen Val Grande nach wie vor winterlich dar. Hier ein kurzer Bericht von Berggänger Olivier:

„Die Zufahrt ins Val Loana ist inzwischen frei bis zur Abzweigung ins Val Basso. Von da an sind allerdings gleich Schneeschuhe angesagt. Im Val Basso liegt immer noch überall eine durchgehende Schneedecke, stellenweise noch bis zu 2 Metern hoch. Uns kamen zwei Ranger von der Forstverwaltung mit Skiern entgegen, die tatsächlich über Scaredi , In la Piana und Vald die grosse Runde in zwei Tagen gemacht hatten. So konnten wir den Skispuren gut folgen, ansonsten war der Schnee noch jungfräulich. Die Alpe Bondolo war noch meterhoch vollgeschneit. Über ein Schneeloch konnte man zum Eingang vordringen, in dem ein halber Meter Wasser stand. Weiter bin ich nicht hereingegangen….. Dann von Bondolo zur Bochetta die Vald absurd viel Schnee. Lawinenmässig fand ich es so mittelprächtig gemütlich, obwohl die beiden Ranger uns beruhigt hatten: was herunterkommen könnte sei schon herunter gekommen. Wie sich bei dem Rückweg zeigen sollte: noch nicht ganz; unsere Fussspuren vom Hinweg waren von einem Schneerutsch inzwischen wieder verschüttet. ( Allerdings kein lebensgefährlicher Schneerutsch, sofern man das überhaupt so einschätzen kann.) Hinter der Bochetta war es dann aber erstaunlich unproblematisch. Der Südhang der Costa Nera war schon fast schneefrei . Die Lawinenkegel waren absolut unproblematisch. Gianfry war wohlauf und hatte tatsächlich am Morgen mit den beiden Rangern die ersten Besucher des Jahres gehabt….Der Zugang über In la Piana ist wahrscheinlich noch etwas ungemütlich, weil der Schnee bis in den Talgrund steht.“

Vielen Dank für die Infos!