Val Grande und Ossola

Freiwillige des CAI Vigezzo und vom Protezione Civile Malesco haben den von Lawinen und Baumbruch vewüsteten Weg zwischen Boschelli und La Balma großzügig gesäubert, er ist jetzt wieder problemlos begehbar.

Seit einigen Jahren befinden sich in den offiziellen Nationalparkshütten blaue Kassen, in die man Spenden einwerfen kann. Davon muss ich leider dringend abraten. Nicht, weil ich nicht möchte, dass die notorisch klamme Parkverwaltung unterstützt wird, sondern weil das gespendete Geld so gut wie sicher in die falschen Hände geraten wird.

Mittlerweile stehen praktisch alle Kassen offen (probiert es aus, sie erscheinen geschlossen, sind es aber nicht) und/oder werden regelmäßig von Dieben geknackt und geleert. Ich höre immer wieder von Wanderern, dass sie nicht daran glauben, dass auch in der Wildnis gestohlen wird. Leider scheint jedoch das Ambiente keinen Unterschied zu machen. Man sollte im Val Grande genauso auf seine Besitztümer achten, wie überall anderswo auch. Und wenn gefüllte Kassen offen stehen, ist die Gelegenheit für viele wohl einfach zu verlockend.

Auf der letzten Tour habe ich 45 Euro aus der ebenfalls offen stehenden Kasse in Vald mitgenommen, um sie direkt dem Park zu übergeben. Andernfalls hätten die Spender damit wohl ein gutes Abendessen eines nicht ganz so rechtschaffenden Zeitgenossen finanziert.

Es gäbe viele einfache Lösungen (bessere Kassen, Einzahlungsscheine, Spendenkonten…), doch leider bewegt sich der Park hier keinen Millimeter und wundert sich über einen Geldeingang von gleich null.

Aktueller Stand Bivacco Val Gabbio: die Hütte ist ab sofort mit einem Betretungsverbot belegt. Grund sind die morschen Balken und Stellen im Mauerwerk, die als nicht mehr sicher bzw. tragfähig erscheinen.

Ich habe vorgestern einen Blick hinein geworfen, und im Grunde kann ich den Forestali zustimmen. Es gibt einige alte Ställe, bei denen die Balken wesentlich vertrauenserweckender aussehen…

Das Haus ist nun mit Flatterband umwickelt und mit entsprechenden Verbotsschildern ausgestattet. Verschlossen ist die Tür allerdings nicht, so dass die Hütte im Notfall weiterhin aufgesucht werden kann – dann natürlich auf eigene Gefahr.

Ich persönlich vermute, dass damit das Schicksal dieser Hütte besiegelt ist. Zwar drucksen alle (Forestali, Park) herum und meinen bzw. hoffen, dass es irgendwann einmal Reparaturarbeiten geben wird, aber die Realität sieht vermutlich anders aus. In ein paar Jahren ist das Dach eingestürzt… Hoffentlich täusche ich mich.

Laut einer Information des Nationalparks ist ab sofort das Bivacco Val Gabbio geschlossen. Ich versuche derzeit herauszufinden, ob das bedeutet, dass die Türe wirklich abgeschlossen wird (bestätigt von einem Mitarbeiter des Parks) oder die Benutzung einfach auf eigene Gefahr erfolgt – wegen Einsturzgefahr.

Als Grund wurden die Beschädigungen durch den harten Winter genannt. Mir ist nichts dergleichen aufgefallen (ich bin erst vorgestern dort vorbei gekommen), im Gegenteil, das Haus ist sauber und aufgeräumt wie selten zuvor.

Fakt ist, dass mir schon seit längerer Zeit ein morscher Balken ins Auge sticht. Eventuell möchte man hier kein Risiko mehr eingehen. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Da ich nach wie vor in Hüttenbucheinträgen (Mottac, und eben auch Ragozzale) von Übernachtungen in diesem ehemaligen Bivacco lese, hier nochmals der Hinweis: das Bivacco Ragozzale wurde aufgegeben und eignet sich nicht mehr als Herberge für eine Nacht im Val Grande.

Die Hütte ist während des schweren Winters 2009 komplett verschimmelt, wurde dann nur notdürftig wieder hergerichtet und ist nach dem erneut sehr heftigen Winter 2014 nun endgültig unbewohnbar. Es ist sehr feucht und schmutzig, die Luft ist schimmellastig, es gibt kein Brennholz und meist auch kein Trinkwasser. Auf dem Vorplatz (ehemals umzäunt) lassen die hier vagabundierenden Schafe ihre Hinterlassenschaften zurück – es ist schlicht und ergreifend alles komplett zugeschissen. Das Haus eignet sich wirklich nur noch als Notbiwak.

Der Nationalpark ist sich der Situation bewusst, hat aber leider nicht die Mittel, um das Haus general zu überholen. Es handelt sich ursprünglich um ein Projekt der Alpini Trontano, die sich nun aber völlig auf ihre neue Hütte in Rina konzentrieren und die Verantwortung für Ragozzale abgegeben haben.

Leider ist damit eine der einst schönsten Hütten des Parks verloren gegangen…

Die Querung vom Mottac-Grat nach Ragozzale hat schwer unter den Schneemengen des vergangenen Winters gelitten: kurz vor Ragozzale (wenn man meint, es schon geschafft zu haben) ist der Weg großräumig abgerutscht und man muss, teilweise absturzgefährdet, Umgehungen suchen und über einige Felsen kraxeln. Die hier vagabundierenden Schafe erodieren den Pfad leider noch zusätzlich. Besonders bei Nässe eine ziemlich heikle Sache und nur für erfahrene und trittsichere Wanderer geeignet – diese Passage kann man getrost als T4 einstufen.

Auch auf der Strecke Ragozzale – Menta sind einige Stücke abgerutscht und man muss hier und da die Hände zu Hilfe nehmen, aber dieser Abschnitt ist weniger heikel zu begehen.

Nach wie vor liegen etliche Wegabschnitte unter Bäumen begraben, so auch Teile der Traversata Classica. Zwischen La Balma und Boschelli ist Klettern und Suche nach Alternativen angesagt.
In zwei bis drei Wochen soll ein Trupp der Cooperativa Val Grande mit der Motorsäge durchgehen. Mit meiner kleinen Klappsäge habe ich hinderliches Geäst entfernt, aber bei den großen Brocken komme ich damit nicht weit.

Nach der extremen Hitze der letzten Tage (neuer Rekord für Juni – wie viele Rekorde wollen wir denn noch brechen dieses Jahr???) zieht sich der Schnee jetzt schnell zurück. Es liegt noch eine ordentliche Menge rund um Scaredi. Der Übergang nach Cortechiuso ist nach wie vor erschwert, auf die Laurasca kommt man auch nicht so ohne weiteres und Bocchetta di Campo scheint noch immer unzugänglich. Das sollte alles noch eine Frage von Tagen sein.

Über den Westen (Ragozzale) sollte man bereits wieder gut hinein kommen können.

Die Situation der alten Lawinen spitzt sich leider zu, langsam aber sicher wird deren Begehung zum Risiko. Immer genau auf Unterhöhlungen achten! Man sieht sie oft erst auf den zweiten Blick, wenn überhaupt. Von den Rändern fernhalten!

Hier Bilder von Scaredi, einer instabilen Lawine auf dem Weg dorthin und den „Schneeströmen“ im Valle Loana. Ich wette, alles davon wird in diesem Jahr nicht mehr verschwinden…

Die bis dato noch gut begehbaren Lawinen, die zahlreiche Rinnen, Täler und Schluchten fast komplett gefüllt haben, werden langsam brüchig. Oft sieht man ihnen ihre schwache Tragfähigkeit nicht an, da sie von unten von den unter ihnen fließenden Bächen ausgehöhlt werden. Sobald man in der Nähe der beabsichtigten Querung Löcher oder Absenkungen wahrnimmt, ist äußerste Vorsicht geboten. Diese Stellen sollten weiträumig umgangen werden. Bei einigen größeren Abgängen wird das leider nicht so einfach möglich sein, vor allem, nachdem die Lawinen kollabiert sind und ihre Ränder mehrere Meter weit abbrechen (Vorsicht, die Ränder bilden meist instabile Überhänge!).
Hier Bilder einer Lawine nahe Stavelli, auf dem Weg zur Bocchetta dell’Usciolo. Die Route würde genau über die „Brücke“ verlaufen, und wenn man auf der Lawine steht, sieht man ihr nicht an, wie dünn sie ist… Ich musste, um die Stelle zu umgehen, durch einen Wasserfall darüber klettern (glitschig und heikel – und natürlich nass).

Hier aktuelle Bilder (vom 2. Juni) von Scaredi. Dort liegt immer noch sehr viel Schnee. Er hat sich allerdings gut gesetzt und ist vernünftig begehbar. Abzuraten sind nach wie vor exponiertere Wege wie zum Beispiel Sentiero Bove, Bocchetta di Campo, Strette del Casè. Ohne Steigeisen und viel alpiner Erfahrung geht dort gar nichts.

(Fotos: Fabrizio, Cossogno)

Die Mitarbeiter des Nationalparks warten mit der nächsten Holzlieferung per Helikopter nach Scaredi noch ab, da sie die Holzpakete nicht auf dem Schnee abladen wollen. Es könnte in den nächsten Wochen also kritisch mit der Brennholzversorgung werden.

Hier ein kleiner Hinweis zur zu erwartenden Frequentierung des Val Grande über Pfingsten: wie in jedem Jahr wird wohl auch dieses Mal wieder der Nationalpark gestürmt werden. Mich haben bereits etliche Nachfragen von Wanderern erreicht, die am Samstag aufbrechen wollen. Zudem haben sich auch einige italienische Gruppen angekündigt. An keinem Wochenende ist es so voll wie über Pfingsten. Rechnet also besser mit sehr gut besuchten bis überfüllten Hütten, insbesondere entlang der Klassischen Durchquerung. Aber der Wetterbericht verspricht viel Sonne, da kann man zum Glück auch draußen schlafen…

Nach und nach schlage ich mich mit meiner kleinen, aber scharfen Säge durch…

Folgende Abschnitte habe ich nun bereits gesäubert:
– La Motta – Colma – Serena
– Stavelli – Usciolo
– Val Gabbio – In la Piana (hier gebührt der Dank allerdings hauptsächlich Ralf)
– Monticello – Mottac
– Val Gabbio – Quagiui (komplette Strecke freigesägt, was für eine Schufterei…)
Und den einen oder anderen inoffiziellen Pfad.

Problematisch ist nach wie vor In la Piana – Vald, der Park hat derzeit leider nicht die Mittel, einen Aufräumtrupp hinein zu schicken, und dort ist ohne Motorsäge nichts zu machen.

Da sich der Schnee nun rasch zurückzieht, sollte in absehbarer Zeit auch die Klassische Durchquerung wieder möglich sein.

Nicht nur die katastrophale Weg-, auch die angespannte Schneesituation bleibt interessant. Hier einige aktuelle Bilder von Scaredi, Bocchetta di Campo, Bocchetta di Vald und Bondolo:

Der einzige fast schon schneefreie Pass ist die Colma di Premosello, alle anderen Zugänge versinken noch im Schnee. Auf der Bocchetta di Vald liegen noch immer etwa zwei Meter (der Wegweiser ist noch nicht zu sehen). Allerdings hat er sich inzwischen überall soweit gesetzt, dass er gut trägt.
Problematischer dürfte es in ein paar Wochen werden, wenn die Schneebrücken über den Bächen und Schluchten nicht mehr halten…

Nach meiner ersten Durchquerung des Oberen Val Grande in diesem Jahr hier ein kleines Fazit zur Situation. Eigentlich genügt ein Wort: desaströs. Fast sämtliche Wege sind mehr oder weniger stark durch umgestürzte Bäume (Schneebruch und Sturm) blockiert. Am schlimmsten hat es, zumindest auf der Route Colma -> Val Gabbio -> Mottac -> Vald, den Abschnitt zwischen In la Piana und Vald getroffen. Hier kommt man derzeit nicht mehr durch, ohne teilweise ausgesetzt über Stämme zu klettern, da das Gelände eine Umgehung oft nicht erlaubt.

Bleibt nur zu hoffen, dass bald ein Trupp vom Nationalpark mit der Motorsäge durchgeht.
Sämtliche alten, unmarkierte Pfade bleiben hingegen wohl meiner (und Ralfs) kleiner Handsäge überlassen. Bei etlichen Wegen muss man auch umdenken und sich eine neue Routenführung überlegen. Zum Beispiel ist der von mir oft begangene Abschnitt Casarolo -> Mottac nicht mehr wie üblich machbar. Das Val Grande hat sein Gesicht verändert. Es gibt viel zu tun…

Hier ein paar aktuelle Bilder von Scaredi. Zwei Wanderer haben sich in der letzte Woche auf die Klassische Durchquerung gewagt und mir die folgenden Fotos zugeschickt (vielen Dank!). Der Abschnitt In la Piana – Scaredi sei noch durchaus heikel und nicht empfehlenswert. Man beachte auch die enormen Lawinen nach Cortenuovo…

(Fotos: Verena Volp / Michael Emer)

In den nächsten Tage werde ich wohl selbst das Alta Val Grande durchschreiten, dann aber via Vald. Infos gibt es entsprechend in ein paar Tagen…