Der Herbst ist da, und langsam aber sicher neigt sich die Wandersaison dem Ende entgegen. Zeit für ein kleines Fazit.
Viele haben für das „Jahr Zwei nach Thelesklaf“ einen Massenansturm befürchtet. Auch ich war eher skeptisch und erwartete den Sommer mit gemischten Gefühlen.
Doch ich wurde absolut positiv überrascht! Nach wie vor findet man im Val Grande auch zur Hochsaison eine Menge Einsamkeit und übernachtet auf den Hütten nicht selten allein.
Im Juli und August war ich häufig auf Mottac anwesend, um meine dortige Überwinterung vorzubereiten. Ungefähr jede zweite Nacht habe ich ohne weitere Besucher verbracht, und auch sonst war die Hütte nie überfüllt.
Im Rahmen meiner Führungen besuchte ich Pozzolo, Rina, Vou, Lidesh, Pian di Boit, Curgei, Bocchetta di Campo… und fand dort stets leere oder kaum besuchte Häuser vor.
Es scheint eben doch natürliche Grenzen zu geben: keine Seilbahnen, keine Straßen, keine bewarteten Hütten, anspruchsvolle und schlecht markierte Wege. Nicht jedermanns Sache. Daran ändert auch ein deutschsprachiger Wanderführer (das Buch, nicht ich ) nichts.
Zwei Aspekte, die sich meiner Meinung nach negativ entwickelt haben, möchte ich aber dennoch nicht verschweigen:
-die klassische Durchquerung wird von schätzungsweise 80% aller Val-Grande-Besucher genutzt, um einen ersten Eindruck zu bekommen – daher waren die Hütten auf dieser Strecke (Vald, Scaredi, In la Piana, Val Gabbio, Colma) fast ständig überbelegt. Hier stößt der Park und seine Infrastruktur deutlich an die Grenzen des Verträglichen. Man muss sich nur einmal den Wald rund um In la Piana ansehen – ein einziges Sch***haus… Zum Glück hat die Natur nun wieder neun Monate Zeit, sich zu erholen. Meine Empfehlung für nächstes Jahr: von Juli bis September unbedingt diese Hütten meiden!
-immer mehr scheint zum Trend zu werden, größere Gruppen und Schulklassen durchs Val Grande zu führen. Dazu vertrete ich eine recht klare Meinung: absolutes no-go! Die einzigen Hütten, die mehr als 10 Personen aufnehmen können, liegen entlang der Diosi-Umrundung (Bondolo, In la Piana und Scaredi). Sämtliche anderen Häuser verfügen über maximal 10 Plätze, teilweise deutlich weniger. Diese mit größeren Gruppen anzusteuern, halte ich für einen Verstoß gegen jedes Fairplay anderen Wanderern gegenüber, da es sich um eine bewusste Überbelegung handelt. Vor allem aus diesem Grund biete ich kaum Touren für mehr als vier Teilnehmer an.
Aber sonst: alles gut und weit weniger schlimm als befürchtet!