Val Grande und Ossola

Heute wurde im spartanischen, aber doch irgendwie gemütlichen Bivacco Cortechiuso (dem immer geöffneten Haus) ein kleiner Ofen installiert. Damit verbessern sich die Kochmöglichkeiten erheblich, gab es doch bisher nur einen kleinen Dreifuß für den unsagbar verrauchten Kamin.

Der Gasherd wurde gleichzeitig abgebaut, es erfolgt keine weitere Versorgung mit Gasflaschen.

Ich bin vor dem ersten Test des Ofens weitergezogen, doch werde mich in einigen Tagen selbst von seiner Tauglichkeit überzeugen. Viva gli amici di Cortechiuso!

update 26.08.: der Ofen ist wirklich spitze, zieht gut und wärmt auch schön (dennoch ist die Hütte für die kalte Jahreszeit untauglich, da die Wärme sofort durch die zugigen Wände und das löchrige Dach verschwindet)

Im September plant der Park, die beschädigten Solaranlagen in den Hütten von Colma und Val Gabbio zu reparieren. Auch Scaredi wird erneuert – dort sind die Kollektoren zwar beschädigt, das Licht funktioniert aber noch.

Mottac wird ebenfalls im September eine neue Solarbeleuchtung bekommen. Der Corpo Forestale erhält auf seiner Hütte eine neue Anlage, die alte wird dann aufs Bivacco versetzt. Da habe ich gerade noch rechtzeitig dort oben den Winter verbracht – bei Kerzenschein ist es viel schöner!

Ich könnte auf diesen Schnickschnack gut verzichten. Ein paar Kerzen gehören eh in jeden Rucksack. Und elektrisches Licht und Wildnis, das passt einfach nicht zusammen. Ebensowenig wie die gemähten Wege nach Vald und Quagiui. Ich persönlich finde solche Aktionen schade.

Eigentlich bin ich im Sommer einen leichteren Rucksack gewohnt, ohne dicken Schlafsack, Fleece, Softshell, Mütze und Handschuhe. Anders dieses Jahr.

Meine letzten Gäste aus Israel haben nicht schlecht gestaunt über die Temperaturen hier. Im Anzasca kletterte das Thermometer nicht sehr weit über den Nullpunkt. Dazu dieser beständige Nebel und Niesel, das zehrt an den Nerven.

Die Schlagzeile der „Stampa“ heute lautet: im August kommt der Sommer – vielleicht. Na dann. Irgendwie vermisse ich die Nächte, in denen man vor Hitze nicht schlafen kann. Wird wirklich Zeit, dass sich da mal was tut.

Allerdings kam mir auch zu Ohren, dass es in Italien wenigstens noch erträglich ist, im Vergleich mit Deutschland…

Hier ein wichtiger Hinweis für alle potentiellen Besucher des Rifugio Parpinasca (mit seiner wirklich hervorragenden Küche!): aufgrund eines Pächterwechsels und von Wartungsarbeiten hat die Hütte in diesem Jahr nur an den Wochenenden geöffnet. Ausnahme: im August herrscht durchgehender Betrieb.

Bereits am 4. September schließen dann Aurora und Giorgio endgültig die Pforten für dieses Jahr. In der traditionellen Schönwetterzeit fehlt also leider diese Anlaufstation.

Milder und schneearmer Winter, sonnendurchfluteter und extrem trockener Frühling und jetzt so ein Un-Sommer. Regen, Regen, Regen…

Am letzten Mittwoch nahm die ganze Sache dann schon bedrohliche Ausmaße an. Straßen gesperrt (um Domodossola, Tunnel bei Coimo), Murenabgänge (im Valstrona), Keller überflutet (nach Hagelsturm im Vigezzo, betroffen waren vor allem Malesco und Santa Maria Maggiore).

Die Wegqualität hat auch gelitten, überall sind Rüfenabgänge zu verzeichnen gewesen, bereits recht unterspülte Wegabschnitte wurden weiter ausgewaschen. Scaredi, Mottac und Rina standen ziemlich unter Wasser, und mir fallen noch weitere Kandidaten ein, die mit großer Wahrscheinlichkeit abgesoffen sind (zum Beispiel Pian di Boit).

Nach einer viel zu kurzen Pause geht es heute weiter mit der Sintflut. Die Wassermassen stürzen nur so zu Tal. Selbst im Auto ist es schwierig, vorwärts zu kommen. Da darf man gar nicht daran denken, wie viele alte Wegspuren weggerissen werden.

Warten wir also weiter auf das Azorenhoch oder endlich mal eine stabile Föhnlage. Beides ist nicht in Sicht.

Seit vielen Jahren forderte die rot-weiße Markierung zum kühnen Todessprung über die tiefe Schlucht auf, jetzt wurde wieder ein Brücke errichtet. Schön ist sie zwar nicht unbedingt, aber dafür sieht sie recht stabil aus.

Jedenfalls ist es jetzt auch wieder bei hohem Wasserstand der Cannobina (bzw. „Il Fiume“) möglich, den westlichen Weg in Richtung Vou zu nehmen.

Überhaupt sind die Forestali dieses Jahr recht aktiv. Erst der Schluchtweg, dann diese Brücke, und den Weg nach Vald haben sie auch komplett gemäht. Inwieweit eine Eisenbrücke und ein gemähter Weg noch mit dem Wildnis-Gedanken vereinbar sind, lasse ich mal dahin gestellt…

Die Teuerung ist nun auch bei der Vigezzina, dem Bähnchen zwischen Domodossola und Re (und weiter nach Locarno), angekommen.

Nach wie vor sind die Fahrkarten recht günstig, doch eine Anhebung von 50% ist nicht zu verachten. So kostete zum Beispiel die Fahrt Trontano – Re bisher (bereits seit 1998) 2,32 Euro, ab sofort muss man dafür 3,50 Euro hinlegen.

Irgendwie auch schade um die herrlich unrunden Preise, die exakt vom Lire-Betrag umgerechnet wurden: 0,93, 1,29, 1,96 und so weiter. War immer eine gute Möglichkeit, Kupfergeld loszuwerden. Die neuen Tarife wurden alle auf 10 Cent gerundet.

Leider können sie nicht im web abgefragt werden – „page not found“…

Obwohl ich in den letzten Tagen vorwiegend auf den Hauptstrecken unterwegs gewesen bin, habe ich so gut wie keinen Menschen angetroffen. Mal abgesehen von Cortechiuso, wo wir inklusive meinem kleinen Grüppchen zu acht waren. Das mag natürlich auch am sehr bescheidenen Wetter liegen, doch dieses Jahr habe ich in der Tat das Gefühl, dass der Besucherzenit vielleicht schon überschritten ist.

Kaum Gäste über Pfingsten, am mehr oder weniger einzigen schönen Juniwochenende waren fast nur Italiener unterwegs, und auch Federico vom Circolo in Cicogna klagt über abnehmende Besucherzahlen – auch an den wenigen Sonnentagen des diesjährigen Regensommers blieben viele Tische leer.

Nur die Besuche von teilweise recht großen (Schul-)Gruppen nehmen weiter zu. Aufgrund der kleinen Hütten eine sehr problematische Angelegenheit. Ich persönlich vertrete die Ansicht, dass solche Gruppen im Val Grande nichts verloren haben (abgesehen vielleicht von der Route Bondolo – In la Piana – Scaredi, da hier die Hütten groß genug sind). Man sollte niemals mit Gruppen unterwegs sein, deren Teilnehmerzahl die Plätze der jeweils angesteuerten Hütte übersteigt. Leider halten sich die wenigsten Führer bzw. Lehrer daran.

Man darf jedenfalls gespannt sein, wie sich die Sache weiter entwickelt… mit neuen Besucherrekorden ist wohl nicht unbedingt zu rechnen.

Was derzeit runterkommt, spottet jeder Beschreibung. Ich lasse die Bilder für sich sprechen und empfehle jedem, der ab morgen auf Tour gehen möchte, die Schwimmflügel einzupacken. Achtung, Bäche und Flüsse werden unpassierbar sein, auch solche, die normalerweise kein Wasser führen!

In Lugano fiel heute binnen 12 Stunden soviel Regen wie sonst in zwei Wochen (80 Liter pro Quadratmeter).

Für Freitag wurde, besonders für den Vormittag, eine Unwetterwarnung mit weiterhin intensiven Niederschlägen herausgegeben (Quelle: Arpa Piemonte).

(aktuelle Bilder von hinterm Haus in Mergozzo und Nachbars Garten…)

Aktuelle Situation am Freitag: wechselnd bewölkt, sonnige Abschnitte, einigermaßen trocken. Ist es denn so schwer, das Wetter für die nächsten 24 Stunden vorherzusagen?!?! Tour abgesagt, frische Verpflegung umsonst eingekauft, Gäste sinnlos mit dem Zug hin- und herfahren lassen. Danke für Nichts, Meteorologen dieser Welt! Sucht euch einen Job, bei dem ihr mehr tun müsst, als ein paar Würfel fallen zu lassen!

Laut einer Info vom Corpo Forestale, bestätigt vom Giulio von Baserga und auch von Gianfry, sind inzwischen Ketten bis nach Arca angebracht – insgesamt 240 Meter. Es besteht in der Tat die Absicht, den Weg bis nach In la Piana zu sichern. Desweiteren soll eine lange Hängebrücke die mehr oder weniger unpassierbar gewordenen Stellen zwischen Ponte Casletto und Ponte Velina wieder begehbar machen. Eine Brücke bei Arca wird auch in Erwägung gezogen.

Das alles ist sogar noch für dieses Jahr geplant. Die Forestali sind sich allerdings recht unsicher, ob tatsächlich alles so schnell umgesetzt werden kann. Man geht aber davon aus, dass der Weg spätestens im nächsten Jahr fertig gestellt wird.

So, ich habe jetzt eine Woche frei, die verbringe ich mit meiner Freundin in Graubünden, um ein paar 3000er zu besteigen. So sieht bei mir Urlaub aus!

Zuvor aber noch ein kleines Rätsel: ich habe eine Kuh versteckt! Findest du sie? (All´Erta im Val Basso)

Nun ist sie also wieder in vollem Gange, die Wandersaison. Die ganz große Einsamkeit wird man im Val Grande nun nur noch bei schlechtem Wetter unter der Woche finden. Schön ist es aber trotzdem, und noch lange nicht mit anderen, wirklich überlaufenen Regionen der Alpen zu vergleichen. Man begegnet halt hin und wieder mal jemandem… (anders als im Winter, an meine fünf Monate währende Einsamkeit erinnere ich mich schon gerne zurück).

Jedenfalls möchte ich hier nochmal einen kleinen Appell an alle Val-Grande-Besucher richten.

Denkt bitte immer daran: die (meisten) Hütten sind kostenlos! Dementsprechend sollte man schlicht und ergreifend gar nichts erwarten. Fast sämtliche Einrichtungsgegenstände sind Spenden von Freiwilligen, die meisten von mir. Sorry, aber ein bisschen nervt es mich, wenn ich eine Hütte mit Sägen ausstatte (sprich: sie bezahle und schleppe), und dann zu hören bekomme, warum es denn keine Axt habe.

Auch das Holz fällt nicht vom Himmel. Goldene Regel: immer mindestens soviel sammeln, wie man selbst verbraucht. Nur wer bei Regen ankommt, hat eine berechtigte Ausrede. Also denkt bitte auch an jene, die nicht soviel Wetterglück haben. Es ist wirklich extrem bitter, durchnässt in einer brennholzlosen Hütte aufzuschlagen. Davon ausgenommen sind jene staatlichen Hütten über der Baumgrenze, die vom Corpo Forstale versorgt werden (namentlich Scaredi, Bocchetta di Campo, Colma und theoretisch auch das nicht mehr bewohnbare Ragozzale – sonst keine!).

Bitte versucht, die Hütten mindestens so sauber zu verlassen, wie ihr sie (hoffentlich) vorfindet. Wenn Müll herumliegt: einpacken! Damit könnt ihr mit geringstem Aufwand der Gegend einen großen Dienst erweisen! Wichtiger als jede Spende!

Das Val Grande kann den Zuspruch, den es seit ein paar Jahren erfährt, nur verkraften, wenn wir alle mithelfen. Sonst herrscht bald Chaos und keiner hat mehr Spaß. Denn die einzigen, die sich um die Hütten kümmern, sind wir selbst.

In diesem Sinne wünsche ich allen stets gutes Wetter und viele tolle Erlebnisse in der Wildnis!

Der Corpo Forestale hat letzte Woche eine riesige Menge Brennholz nach Scaredi und Colma geschafft. Sollte für ein paar Tage reichen…

Allerdings handelt es sich auf Scaredi um ziemlich unhandliche Klötze, die sich, zumindest mit dem vorhandenen kleinen Beil, nur mit großer Mühe zerkleinern lassen. Selbst einer der Forestali hat sich darüber beschwert! Das Beil mussten sie letztes Jahr zweimal erneuern. Mal sehen, was dieses Jahr passiert.

Heute habe ich mir mal einen Eindruck von der Situation vor Ort verschafft.

Hier die Fakten:

-der Weg Buè-Orfalecchio wurde neu markiert (semi-offiziell) und leicht ausgebessert

-der Schluchtweg ist und bleibt mit einem Betretungsverbot belegt

-die neuen Markierungen enden nach Orfalecchio etwa auf Höhe der Val-Manau-Mündung

-Ketten wurden von Ponte Velina bis ebenfalls zur Val-Manau-Mündung angebracht

Der Schluchtweg zwischen Velina und Orfalecchio ist damit deutlich entschärft. Mit großer Freude konnte ich feststellen, dass wirklich nur die unangenehmsten und gefährlichsten Stellen versichert wurden. Das ganze Unterfangen ist und bleibt anspruchsvoll. Hier und da hätte ich sogar noch weitere Ketten angebracht. Es wurde also, zum Glück, nicht übertrieben. Nur die Farbe der Markierungen ist nicht wirklich augen- und wildnisfreundlich…

Interessanterweise sind auch zwei nicht sehr angenehme Stellen in Richtung Arca mit Ketten ausgestattet worden. Dann enden aber sowohl diese als auch die Markierungen, und gleich geht es wieder in übles Gelände (T6). Der Pfad ist, wenn überhaupt, weiterhin nur bei absolut trockenen Verhältnissen machbar (heute waren die Steine schon wieder nass und rutschig). Ansonsten heißt es nach wie vor: Lebensgefahr. Es gibt viele Meinungen dazu, doch ich kann mich mit dem Schluchtweg einfach nicht anfreunden.

Soviel dazu. Aber wir wären nicht in Italien, wenn die Sache damit erledigt wäre. Bei Buè zeigt ein netter und ziemlich neuer Wegweiser in Richtung In la Piana…

Nachdem ich eh schon die Hinweisschilder für die Lichtbenutzung in Orfalecchio übersetzen durfte, werde ich gleich mal beim Park vorstellig, was es nun damit wieder auf sich hat. Sobald ich Infos habe, leite ich sie hier weiter.

So, und nun setze ich mich mit einem Gläschen Wein in die Sonne und denke an all jene, die sich heute und morgen in die überfüllten Hütten quetschen werden. Übers Pfingstwochenende ist es traditionell am vollsten, sogar voller als im August, da hilft nur Abstinenz!

Laut einer Info des Corpo Forestale, bestätigt vom Pierone von Baserga, wurde der Abschnitt Ponte Velina – Orfalecchio großzügig mit Ketten ausgestattet; sämtliche problematischen Passagen sollten damit entschärft sein; er ist allerdings noch offiziell gesperrt, das heißt ein Betreten erfolgt nach wie vor auf eigenes Risiko und kann auch bestraft werden

Im Rahmen dieser Arbeiten wurde in Orfalecchio eine Solarpanele installiert und ein neuer Ofen eingebaut. Sobald ich mal ein bisschen Luft zwischen meinen Führungen habe, werde ich mir ein Bild von der Situation vor Ort verschaffen.

Also, so einen Einkaufszettel möchte ich euch nicht vorenthalten! Was kauft man ein, wenn man die nächsten sechs Wochen immer mit Führungen beschäftigt ist – abgesehen von ganzen zwei Tagen, die ich bisher noch „frei“ habe?! Erinnert irgendwie an mein shopping vor der Überwinterung auf Mottac… Nicht vergessen, bei mir ist die Verpflegung inklusive, das esse nicht alles ich:

21 Suppen, 11 Spaghettipackungen, 8 Tortellinipackungen, 14 Parmesanpackungen, 13 Tomatensaucen, 22 Müslipackungen, 180 Müsliriegel, 3kg Reis, 25 Salamis, 11 Käsebrocken, 16 Kekspackungen, 6 Dosenbrote… etcetera pepe.

Wird sich nach und nach alles in Richtung Val Grande in Bewegung setzen. Ich hab schon einen lustigen Beruf. Hat die verwunderte Kassiererin beim Ipercoop Gravellona auch gemeint. Na dann buon appetito!