Val Grande und Ossola

Derzeit werden einige Hütten im Val Grande in Schuss gebracht, in Colma und In la Piana sind die Arbeiten bereits beendet. Es wurde nicht gerade alles umgekrempelt, aber die löchrigen Öfen wurden auf Vordermann gebracht und auch die etwas maroden Schlafräume saniert und frisch lackiert. Es sieht jetzt recht gut aus dort. Als Nächstes sollen Bocchetta di Campo und Scaredi folgen (in dieser Woche), die Benutzung der Hütten ist dann eingeschränkt (eine Übernachtungsmöglichkeit ist aber gewährleistet).

Laut einer Information vom Nationalpark ist auf dem Weg von Cicogna nach Velina ein (wichtiges) Stück vom Weg abgerutscht, dort hat man wohl mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Piero Molinari, der ständige Bewohner von Velina-Baserga, hat mir dies mittlerweile bestätigt, laut seinen Angaben ist die Stelle für trittsichere und erfahrene Bergwanderer aber passierbar.

Die Zerstörungswut im Valle Loana geht weiter. Dieses Mal ist der Wanderweg Patqueso – Crotte – Fondo li Gabbi betroffen. Bereits vor zwei Jahren wurde der untere Teil des Weges bei Crotte mehrfach von der neuen Schuttstraße, die ins Valle del Basso führt, unterbrochen. Nun wurde der Weg bis nach Crottetto komplett planiert…

Es macht nun fast keinen Sinn mehr, von Patqueso aufzubrechen. Straßen, wohin das Auge blickt. Im Valle Loana gibt es nun schon deren zwei.

Hinzuzufügen wäre auch noch, dass der wirklich schöne Köhlerplatz kurz nach Crottetto ebenfalls eingeebnet wurde, von ihm fehlt jede Spur. Wir zerstören nicht nur unsere Zukunft, sondern auch noch unsere Vergangenheit. Die Dummheit des Menschen kennt keine Grenzen.

Der Nationalpark wird in der nächsten Zeit in folgenden Hütten Instandhaltungsarbeiten durchführen:

29. – 30. Juni Colma
01. – 03. Juli In la Piana
in der Woche des 06. Juli Bocchetta di Campo und Scaredi

An diesen Arbeitstagen sind die Hütten tagsüber nicht benutzbar. Sie können zum Übernachten genutzt werden, es muss aber mit Einschränkungen gerechnet werden. Man bittet, die Hütten morgens frühzeitig zu räumen.

Eben ist die Beerdigung des letzten Bewohners des Alta Val Grande zu Ende gegangen. Eine traurige Angelegenheit.
Wer ihm nun seine Wünsche und Gebete zukommen lassen möchte, kann dies an seiner letzten Ruhestätte auf dem Friedhof von Malesco tun.
Das Val Grande wird nun nicht mehr dasselbe sein. Wollen wir ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren und uns um „sein“ Vald gut kümmern.

Da mich zahlreiche Fragen zu seinem tragischen Tod erreichen, möchte ich nun doch ein paar Zeilen dazu schreiben.
So, wie es derzeit aussieht, handelt es sich um ein schreckliches Unglück. Er hatte vor geraumer Zeit irgendwo im Val Grande ein kleines Fläschchen mit einer unbekannten Flüssigkeit gefunden. Dem Geruch nach handelte es sich um etwas Alkoholisches. Am vergangenen Dienstag nun hat er es in dem Glauben, es sei ein Grappa, getrunken. Vermutlich war es jedoch eine Lösung mit Strychnin. Dieses starke Gift wurde früher von Jägern bei der Fuchsjagd und von Bauern gegen Mäuse eingesetzt.
Alle Indizien und Berichte weisen bisher auf diesen Zusammenhang hin. Es bleibt, die Obduktionsberichte abzuwarten. Allerdings ist es möglich, dass diese nicht veröffentlicht werden.

Gestern konnte ich das schadhafte Beil von Colma gegen eine große Axt austauschen (das alte Beil ist aber immer noch vor Ort). Viel Spaß damit.
Möglich gemacht hat dies eine großzügige Spende von Andreas Glück – herzlichen Dank dafür! Nach dem Axtkauf war noch etwas davon übrig, das habe ich in Kaffee, Spülmittel, Spülschwämme und einen Kochtopf investiert. Die Ausstattung auf Colma ist damit wieder ordentlich aufgewertet worden. Buona permanenza a tutti!

Einen Freund zu verlieren, tut immer weh. Ich werde Dich nie vergessen, Valgrandìn. Möge Dir ein ehrenvolles Andenken bewahrt werden, in Deinem Vald und in Deinem Val Grande. Ruhe in Frieden.

Jetzt habe ich erst vor ein paar Tagen ein dickes Lob ausgesprochen, und schon werde ich auf meiner letzten Tour wieder bitter enttäuscht. Dieses Mal betroffen: Mottac. Das tut mir natürlich umso mehr weh.
Der Holzvorrat, den ich im letzten Herbst mühsam den Berg hinauf geschleppt habe und der eigentlich für die komplette Saison hätte reichen sollen, hat sich innerhalb von zwei Wochen halbiert!! Der Grund dafür war offensichtlich: eine Feuerstelle im Freien, gefüllt mit verschmortem Müll…
Da das nicht meine erste Enttäuschung ist, werde ich nun meine Strategie ändern. In diesem Herbst werde ich das Holz nicht mehr zur Hütte schleppen, sondern am Wegesrand Lager einrichten. Dann kann sich jeder nach Bedarf bedienen und sein eigenes Holz zur Hütte transportieren. Damit kann dann auch jeder machen, was er will…

Vom „verwüsteten“ Scaredi spreche ich jetzt lieber mal nicht. Daran habe ich mich mittlerweile wirklich schon gewöhnt…

Ich schlage gerne kritische Töne an, wenn ich über den Zustand der immer und jedermann zugänglichen Hütten im Val Grande berichte. Doch auch mit Lob möchte ich nicht sparen. Auf der letzten Durchquerung habe ich sämtliche Hütten sauber und aufgeräumt vorgefunden (abgesehen von Scaredi natürlich, dort herrschte das übliche Chaos…). Sicher keine Selbstverständlichkeit. Man sieht, es kann funktionieren: Hütten, die nur von uns Wanderern verwaltet werden, werden größtenteils wirklich so hinterlassen, wie man sie selbst vorfinden möchte. Das ist vorbildlich. Danke!

Vou: beeindruckend, alles tiptop.

Cortechiuso: wie immer kein Holz, aber es kann ja keiner was dafür, dass sich die Hütte über der Baumgrenze befindet – sonst alles wunderbar in Schuss

In la Piana: trotz der starken Frequentierung sauber und wohnlich

Mottac: perfekt. Was sicher nicht nur an mir liegt.

Rina: die größte Überraschung! Blitzblank! Was für ein tolles Gefühl, nach einem anstrengenden Tag eine so herrlich saubere und aufgeräumte Hütte vorzufinden. Hier möchte ich mich explizit bei zwei Schweizern bedanken, die das Haus wenige Tage zuvor in diesen Zustand versetzt haben. Leider kann ich ihre Namen nicht entziffern, daher hier ihr Eintrag im Hüttenbuch:

Beim nächsten Besuch bringe ich Fallen für (gegen) die Gartenschläfer und Mäuse mit. Muss leider sein.

Heute vor exakt 25 Jahren hatte ich zum ersten Mal Val-Grande-Boden unter den Füßen… und dann auch gleich auf dem Schluchtweg… den wir (mein Vater und ich) damals aber nicht gefunden haben. Dennoch hat es gereicht, den Virus zu übertragen. Heute kann ich wohl sagen: ich bin voll infiziert – und den Schluchtweg habe ich mittlerweile auch gefunden!

Leider habe ich damals recht wenig fotografiert, es gab halt auch noch nicht die Möglichkeiten, wie es sie heute gibt. Hier aber trotzdem ein Schmankerl aus längst vergangenen Zeiten: Pian di Boit im März 1993 – lange bevor das Bivacco errichtet wurde. Wer den Ort kennt, weiß, dass es dort jetzt ganz anders aussieht…
Der kleine Gaskocher auf dem Bild hat übrigens all die Jahre überlebt und ist immer noch im Einsatz!

Gute Nachrichten für die seit Jahren unbenutzbare Hütte von Ragozzale: in diesem Sommer soll nicht nur der Weg von dort in Richtung Mottac saniert, sondern auch das toll gelegene Bivacco renoviert werden (laut Info des Corpo Forestale)!

Man darf gespannt sein, wie umfangreich die Arbeiten letztlich ausfallen werden. Um eine dauerhafte Bewohnbarkeit zu garantieren, müsste wirklich viel gemacht werden… Bleibt also zu hoffen, dass nicht nur mit dem Putzlumpen drüber gegangen wird.

Bisher wird für all das noch der Konjunktiv verwendet. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Zum gefühlten tausendsten Mal weise ich hier auf den falschen Wegweiser auf dem Mottac-Grat hin. Da er aber leider immer wieder in die verkehrte Richtung gedreht wird, bleibt mir nichts anderes übrig. „Gedreht“ wäre allerdings übertrieben, die Schilder haben die Schneelast nicht überstanden und liegen auf dem Boden. Ich habe sie wieder richtig ausgerichtet und mit Steinen beschwert.
Hier ein Bild mit der entsprechenden Wegführung (von Ragozzale kommend). Man verlässt den Grat, steigt kurz nach links ab und trifft auf den Pfad, der von Basagrana kommt. Diesem folgt man. Von Mottac kommend bleibt man unbedingt zunächst rechts und folgt dem Pfad nach Basagrana, die Abzweigung nach Ragozzale kommt erst später (dort liegt ein Holzschild, das ich in den nächsten Tagen wieder auffrischen werde).
Die Südwestflanke des Rückens ist exponiert und unangenehm zu begehen (rot gestrichelt). Auf älteren Karten sind hier fälschlicherweise zwei Wege eingezeichnet.

Auch wenn es heute Nacht bis auf etwa 1200m herunter geschneit hat, wird über das nun kommende lange Wochenende so gut wie alles im Val Grande möglich sein. Der Neuschnee dürfte bis am Samstag wieder verschwunden sein.

Mit reichlich Schnee ist noch auf der Nordseite vom Passo di Basagrana zu rechnen – man kommt aber durch.
Unerreichbar erscheint weiterhin Bocchetta di Campo, die steilen Schneefelder an der Bocchetta di Scaredi direkt über einer senkrechten Wand lassen eine risikolose Traversierung nicht zu.
Ebenfalls noch nicht möglich sind der Pizzo Proman sowie sämtliche nordexponierte Stellen des Sentiero Bove und die alte Verbindung Marona-Pian di Boit.

Ansonsten: grünes Licht.

Hier ein Blick von Colma ins Alta Val Grande (14.05.):

Die Querung Mottac-Grat – Ragozzale unter der Testa di Menta wird immer anspruchsvoller. Auch in diesem Winter sind einige Abschnitte weiter erodiert. Hier bewegt man sich mittlerweile in T4-Gelände, insbesondere unmittelbar vor Ragozzale.
Als Alternative, und um wenigstens die schlimmsten Stellen zu umgehen, würde sich der alte Kuhweg über den Passo della Rolà anbieten – auf einigen Karten ist hier auch noch ein Weg verzeichnet. Leider ist dieses Trassee komplett von Erlen überwuchert. Sollte ich demnächst mal ein wenig Zeit haben, werde ich mich sägenderweise darum kümmern, aber ich kann nichts versprechen…

Es gibt das Projekt des Nationalparks, die Querung in diesem Jahr zu sanieren. Hoffentlich wird es realisiert.

Die Schneelage hat sich durch die ersten Gewitter des Jahres deutlich entspannt, der warme Regen hat viel weggewaschen. Scaredi ist problemlos erreichbar und passierbar:

(Fotos: Patrik Covetta, Malesco)

Wie in jedem Jahr werden über die Feiertage im Mai und Juni die „Käfige geöffnet“ (so nennen das die Einheimischen) und der Nationalpark gestürmt. Pfingsten ist der traditionell vollste Termin des Jahres (ganz im Gegensatz zum August, dann ist es am ruhigsten…). Rechnet also mit eher gut besuchten Hütten.