Seit heute, 18. Mai, dürfte ich theoretisch wieder meinen Beruf ausüben. Sehr theoretisch allerdings, denn die Vorgaben sind dermaßen abstrus, dass an ein realistisches Durchführen einer Tour kaum zu denken ist: Fieber messen vor Aufbruch, Handschuhe während der gesamten Tour, Schutzmasken bei jeder Pause, Abstandsregel. Zudem sind nach wie vor sämtliche Hütten und Biwaks geschlossen. Fragt mich nicht nach dem Sinn dieser und weiterer Maßnahmen.
Da ist es richtig wohltuend, auf einer privat durchgeführten Bergtour so etwas wie Normalität zu verspüren. Gestern war auf dem Moncucco ordentlich was los, auch die Ferienhäuschen in den Bergen sind schon gut besucht. Von Masken und Handschuhen glücklicherweise nichts zu sehen.
Jedenfalls sollen am 3. Juni die Grenzen wieder öffnen und die hiesige Bergwelt wartet auf euren Besuch. Denkt aber daran: die Hütten bleiben vorerst geschlossen (auch die Bivacchi sind mit Vorhängeschlössern unzugänglich gemacht) und in jedem geschlossenen Raum, auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln, besteht Maskenpflicht.
Wann Führungen wieder unter einigermaßen normalen Bedingungen stattfinden können, ist hingegen noch nicht absehbar. Ich hoffe natürlich bald und halte euch auf dem Laufenden.
Schutzmasken im Freien während Pausen im einsamen Val Grande finde ich wenn die Abstandsregel eingehalten wird ganz schön hart.
Bleibt zu hoffen das die Besucherlenkung sinnvoll erfolgt und sich kein Mainstreamtourismus entwickelt wie im nördlichen Alpenraum.
na ja, ich frag jetzt doch mal…
eigentlich fand ich deinen blog immer sehr chillig und lesenswert und habe deine arbeit in und um das val grande recht bewundert… aber deine letzten posts lassen irgendwie eine nähe zu den aluhutträgern erahnen…
während in deiner nachbarregion die menschen wie die fliegen sterben (und bitte erzähl mir nichts, denn meine freundin kommt aus bergamo)wunderst du dich über die restriktionen?!
sei froh, das es im piemont so glimpflich abgelaufen ist und hey… fieber messen vor dem aufbruch, handschuhe während der tour, schutzmasken und abstandsregel,geschlossene bivacci? undurchführbare touren? für mich klingt das eigentlich machbar, mal davon ab das die touris erst mal (zu recht!!!) nicht auftauchen, denn die ausbreitung des virus war sicher durch die bewegung der menschen begünstigt.
ich kann mir vorstellen, das du mit deinem lebensmodell unter den sanktionen leidest aber bitte, zeig nicht auf die notwendigen virusmaßnahmen. der hurensohn, unter dem auch du gerade leidest, heißt wie meistens: kapitalismus!
Keine Sorge, Coroni, ich bin kein Aluhutträger und auch sonst definitiv kein Verschwörungstheoretiker. Ich vermute daher hinter all den Maßnahmen auch keinen undurchsichtigen Grund oder dass die Illuminaten die Weltherrschaft an sich reißen wollen.
Und doch gingen und gehen mir nach wie vor die Maßnahmen viel zu weit. Da haben sich irgendwie weltweit Angst und Panik hochgeschaukelt und man hat realistische Einschätzungen völlig aus den Augen verloren. Wir können nur froh sein, dass wir einigermaßen vernünftige Politiker am Steuerrad haben, bei gewissen anderen Individueen (die heute am heiligen Nationalfeiertag nichts besseres zu tun hatten, als einen auf Wutbürger zu machen) wäre ich mir jetzt nicht mehr so sicher, ob die Demokratie so einfach wieder hergestellt werden würde. Deshalb kann es einfach nicht sein, dass das Grundgesetz, das nur im Kriegsfall angetastet werden darf, dermaßen außer Kraft gesetzt wurde. Die Leute wochenlang einzusperren, ist unmenschlich und unverhältnismäßig. Denn wenn man die Zahlen ganz genau unter die Lupe nimmt, relativiert sich auch das mit den Fliegen wieder.
Aber andere Meinungen dazu lasse ich natürlich zu.
Zu den undurchführbaren Touren: ja, die halte ich bei diesen Regeln definitiv für undurchführbar. Ich marschiere nicht mit Handschuhen und Masken durchs Val Grande, so ein Unsinn. Daher hoffe ich sehr, dass wir jetzt ganz schnell wieder zur Normalität zurückkehren. Auch die Grenzschließungen, von der WHO stets kritisiert, sind ein Unding. Zum Glück ist es jetzt damit vorbei, zumindest in Italien.
Gibt es denn schon Ideen, wie die Übernachtungen anders geregelt werden? Also bestimmte Plätze fürs Zelten?
Ideen gibt es viele, konkret ist nach wie vor noch nichts. Theoretisch soll das Zelten nur bei In la Piana, Mottac, Vald und Pian di Boit erlaubt werden. Allerdings entwickelt sich die Situation ja recht schnell und in letzter Zeit glücklicherweise äußerst positiv, so dass die Hoffnung besteht (zumindest bei mir), dass wir schon bald wieder zur Normalität zurückkehren können.