Wieder einmal – so muss ich das leider sagen – hat mich bei meiner Ankunft in Pian di Boit fast der Schlag getroffen. Zur Begrüßung lag ein großer Sack voll Müll vor der Tür, drinnen sah es auch nicht wesentlich besser aus. Überall Schmutz und Müllreste, der offene Kamin über und über mit Steinen und Asche gefüllt (Befeuerung in diesem Zustand unmöglich), fast schon selbstverständlich kein Holz (dafür jede Menge mit Staub vermengte Reste), völlig verkohlte Kaffeemaschinen, und last but not least war (ist) auch noch der Dreifuß zum Kochen verschwunden.
Nach einem harten zehnstündigen Marsch abseits der Wege warteten also weitere zwei Stunden Arbeit auf mich, um alles wieder einigermaßen wohnlich zu machen. Uff!
Man darf gespannt sein, wie lange dieser Zustand anhält. Schätzungsweise keine zwei Wochen…
Freunde aus Cicogna haben versprochen, sich um neue Kaffeemaschinen und auch einen neuen Dreifuß zu kümmern. Ohne solche freiwillige Arbeit klappt es im doch wieder recht stark frequentierten Val Grande nicht mehr. Ich alleine fühle mich ob dem ganzen Dreck, den die Leute hinterlassen, mittlerweile überfordert…
Hier übrigens noch ein Beweis des Vandalismus bei Scaredi: die schöne Granitbank ist einfach durchgebrochen. Hat wohl jemand mit dem Vorschlaghammer bearbeitet…
Vandalismus oder Dummheit???
Granitbänke werden auch durch unüberlegtes Holzhacken am falschen Platz irgendwann mürbe. Nach dem 50. oder 100. Schlag mit meist stumpfen Äxten folgt der Exitus…
Schade!
Man überlegt beim Park in der Tat, Lösungen für dieses Problem zu finden. Aber vermutlich gibt es sie einfach nicht…Die Sache mit den abgeschlossenen Hütten oder einer Eintrittsgebühr würde meiner Meinung nach die Kapitulation vor den marodierenden Banden bedeuten. So etwas haben wir überall anderswo in den Alpen, und das Val Grande würde seine Einzigartigkeit verlieren. Hier kann man eine Freiheit leben, die sonst nirgends mehr möglich ist – nur dass das mit dieser Gesellschaft wohl nicht funktioniert beziehungsweise sehr schwierig umsetzbar ist.Dennoch sollte man nicht die Flinte ins Korn werfen. Informieren, sensibilisieren, mit anpacken – einen anderen Lösungsansatz gibt es derzeit einfach nicht. Sämtliche Verbote und Restriktionen würden der Idee des Parks widersprechen und dem Val Grande letztlich mehr schaden, als der ganze zurückgelassene Dreck der Egoisten.
Das Problem an Pian di Boit (gleiches gilt zeitweise auch für das Bivacco auf Scaredi) ist die leichte Erreichbarkeit von Cicogna. Dies führt offenbar dazu, dass „zweifelhaftes Volk“ und „Nichtwanderer“ die Hütte für Privatfeiern oder als kostenloses Feriendomizil missbrauchen. Ich verstehe nicht, dass diese ständig wiederkehrenden Zustände von der Parkverwaltung hingenommen werden, bekannt sind sie sicher.
Ich würde die Hütte auf Pian di Boit abschliessen und nur mit Schlüssel, welche in Le Cascine/Valle Loana, Finero und Cicogna in den ortsansässigen Lokalen hinterlegt sind, zugänglich machen. Kosten für diese Maßnahme hätten sich schnell amortisiert, wenn beispielsweise 5 Euro für eine Übernachtung bezahlt werden. Es ist nunmal so, dass in unserer Gesellschaft alles, was kostenlos ist, oft nicht mit Würde und Respekt behandelt wird. Ein Zugang mit Schlüssel verhindert zwar nicht das Hinterlassen von Müll, aber vielleicht benimmt sich manch ein „Gast“ anders, wenn er zuvor seine Personalien zum Zutritt der Hütte hinterlassen muss.
Ein Schlüssel ist sicher nicht die optimalste Lösung, aber ich denke, es sollten Anstrengungen unternommen werden, den Missbrauch der Bivaccos durch „Nicht-Trekker“ ausschliessen.
Vor 4 Wochen war ich auf der Alpe Straolgio und stellte fest, dass der dort installierte Holzzaun kaputtgesägt und verfeuert wurde – ein weiteres Beispiel für die egoistische Rücksichtslosigkeit von von einigen völlig „gehirnamputierten“ Zeitgenossen…
Zum Glück gibt es noch Leute wie Tim oder Ralf (der gute Mann mit Brille aus In la Piana), die das gröbste beseitigen…
Leider gibt es genügend Menschen die egoistisch ihr Ding durchziehen in der Natur nachdem Motto nach mir die Sinflut. Apelle helfen nicht bei solchen Charakteren. Vielleichtmüsste die Parkverwaltung drastische Bußgelder einführen und stichpunktartige Kontrollendurchführen.