Seit Anfang Juni wohnt direkt vor dem Bivacco Bondolo in einem Container Maxim, ein moldawischer Ziegenhirte. Er hütet eine recht große Ziegenherde und hat auch vier Hühner, die ihn mit Eiern versorgen. Man kommt mit dem sympathischen jungen Mann schnell in netten Kontakt, trotz der doch recht hohen Sprachbarriere (er spricht nur rumänisch). An Wanderer verkauft er gerne seinen Käse und lässt sie von der frisch gemolkenen Milch probieren.
Das Bivacco ist normal benutzbar, auch wenn es dort derzeit etwas ungewohnt aussieht und zugeht…
Wir haben letzte Woche vom 21. auf den 22. Juni auf der Alpe Bondolo übernachten müssen und es war gruselig. Wir hatten keine Alternative wegen Schlechtwettereinbruch. Als wir ankamen sah es aus wie der Schauplatz eines Verbrechens oder eines Unfalls. Die Türen standen sperrangelweit offen. Halb gegessene Mahlzeit auf dem Tisch. Halbgespültes Geschirr am Brunnen und kein Mensch weit und breit. Der grösste Teil der Ziegen in einer engen Umzäunung neben dem Stall eingesperrt. Einige ausserhalb des Geheges konnten mit prall vollem Euter kaum laufen. Als es anfing zu regnen konnten die freien Tiere wenigstens in den Stall. Die im Gehege hatten keinerlei Schutz. Auf dem Vorplatz vor dem Refugio war alles vollgeschissen und übersät mit Müll und herumliegenden Gebrauchsgegenständen. Eine Erkundung der Gebäude vermittelte uns den Eindruck, dass der Hirt offenbar nicht dort oben schläft. Wir zogen den Schluss, dass er überstürzt vor der Wetterverschlechterung ins Tal aufgebrochen sein könnte und wir nicht fürchten müssen, mitten in der Nacht von seiner Rückkehr überrascht zu werden. Trotzdem eine unangenehme Nacht zwischen Dreck und alles durchdringendem Ziegengestank. Immerhin waren wir vor dem Regen geschützt. Am nächsten Morgen begegneten wir dann beim Abstieg tatsächlich dem Hirten, der uns entgegen kam
In der Tat hatte auch ich nicht den Eindruck, dass dort alles „EU-Richtlinien-konform“ abläuft…